Unsere Reise in den Durmitor Nationalpark (Montenegro)- Teil 1

 

Um drei Uhr morgens, während der Wind über die Zelte hinwegpeitscht, klingeln im Inneren die ersten Wecker. Zum Glück wurden die warmen Klamotten abends schon angezogen, nun heißt es nur noch Stirnlampen an, ein paar Nüsse futtern und los geht’s. In kompletter Dunkelheit machen wir uns auf den Weg um den höchsten Gipfel des Durmitor Nationalparks in Montenegro, den sogenannten „Bobotov Kuk“ mit 2523 hm zu erklimmen. Überglücklich, dass wir es geschafft haben, vergessen wir oben bei Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt, dass es eigentlich Sommer ist. Eng aneinandergekuschelt unter Raphaels Schlafsack warten wir auf den vermeintlichen Sonnenaufgang...

Im Herzen des Durmitor Nationalparks.

Doch erst einmal zurück zum Anfang. Durch Kontakte, die Simon Straetker im Zuge des WildEurope Projektes Protecting Durmitor knüpfte, entstand im YEP die Idee eines Austausches der beiden Partnernationalparks; dem Durmitor Nationalparks in Montenegro mit dem Nationalpark Schwarzwald. 2020 sollte eine Gruppe YEPs nach Montenegro gehen, allerdings musste die Reise aufgrund von Corona abgesagt werden. So wurde dieses Jahr ein neuer Anlauf genommen und es konnten 15 YEPs am 06.08.2022 tatsächlich nach Žabljak aufbrechen.

Nach einer langen Busfahrt von München nach Bijelo Polje, auf der wir gleich die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Montenegriner erfahren durften, wurden wir von dort mit zwei Taxis nach Žabljak zu unserem Campingplatz gefahren. Müde, aber glücklich in so einer schönen Landschaft angekommen zu sein, stellten wir unsere Zelte auf und gingen alsbald schlafen. Am nächsten Morgen konnten es die meisten von uns kaum erwarten, endlich den „schwarzen See“ zu sehen und durchschwammen ihn sogleich. Der unvergleichlichen Farbe nach zu urteilen, sollte der See jedoch eher „türkiser See“ heißen. Zusammen mit der fantastischen Bergkulisse im Hintergrund lässt sich nur unschwer erahnen, weshalb der See so beliebt bei Touristen ist. Den Rest des Tages verbrachten wir hauptsächlich mit Planen und Einkaufen. Am Abend besuchte uns Miladin Kasalica, Ranger im Nationalpark und ging mit uns die geplante Route für die Mehrtagestour durch. Auf seinen Rat hin bestiegen wir nicht wie geplant den „Medjed“, der von uns nicht ohne Grund seitdem nur noch „the big no-no“ heißt, sondern suchten uns gemeinsam eine neue Route aus.

Der schwarze See.

Dank Miladin bestens vorbereitet, starteten wir am Mittwoch dann unsere Mehrtagestour mitten durch den Durmitor. Schon gleich zu Beginn ging es einige Höhenmeter nach oben, auf denen wir einen guten Vorgeschmack auf die wahre Schönheit des Nationalparks bekamen. Als wir am frühen Nachmittag auf der geplanten Zeltwiese ankamen, begrüßten uns zwei Schäfer mit ihren Schafen (und einer Schrotflinte). Erst nach einigem Hin- und Her und einem Anruf von Miladin konnten wir sie endlich davon überzeugen, dass der Grund und Boden nicht ihnen gehört und sie deshalb kein Geld für die Übernachtung von uns verlangen dürfen. Als wir unser Gepäck abgeladen hatten, machten wir uns auf den Weg, um die „Ice Caves“ zu besichtigen. Nach einem weiteren Aufstieg fanden wir schlussendlich den Eingang zur Höhle. Mithilfe von Stahlseilen und unseren Wanderstöcken wagten wir uns über die rutschige und steilabfallende Schneemasse nach unten. Auch wenn die Höhle relativ klein ist, so war es der Abstieg definitiv wert. Im Inneren befinden sich Stalagmiten und Stalaktiten aus Eis, die sich teils zu bewundernswerten Säulen geformt haben. Als es uns schlussendlich doch zu kalt wurde, machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Camp.

Abstieg in die Eishöhle.

Die nächste Tagesetappe sollte uns an den Fuß des Bobotov Kuks führen. Die für viele von uns doch sehr anstrengenden Auf- und Abstiege wurden mit grandiosen Aussichten belohnt. Das Wetter an diesem Tag war sehr wechselhaft, so liefen wir teils in dichtem Nebel, teils in strahlendem Sonnenschein. Nach einem stärkenden Mittagessen mit viel Peanutbutter, höchstpersönlich hergestellt von Raphael und Niklas, machten wir uns auf für den letzten Abschnitt des Tages. Schon schnell konnten wir faszinierende Bergfalten entdecken, die vor allem Maya in Entzücken versetzten. Am steinigen Ufer eines kleinen Sees stellten wir unsere Zelte auf und nach einem kleinen Bad machten wir uns noch einmal auf den Weg nach weiter oben, um von dort den Sonnenuntergang zu sehen. Dort festigte sich auch unser Plan, am nächsten Morgen für den Sonnenaufgang den Bobotov Kuk zu erklimmen.

Wie es uns dabei erging, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag... :-)




Von Valérie Castellani

Fotos: Silas Steinwenger, Jasmin Silcher & Jonathan Zwiener